Der monatliche FLINTA*-Stammtisch im Baugewerbe bietet den Teilnehmer*innen einen geschützten Raum und Austausch über die Themen, die sie im betrieblichen Alltag beschäftigen und belasten. Das Angebot stärkt Menschen, die im Baugewerbe häufig von Diskriminierung betroffen sind.
Ausgangslage
Das Baugewerbe ist hinsichtlich geschlechtlicher oder sexueller Vielfalt wenig divers: Der Frauenanteil liegt beispielweise bei nur 14 Prozent¹. Weiterhin sind Sexismus, Rassismus, Homo- und Trans*feindlichkeit (nicht nur) in der Alltagssprache im Berufsalltag präsent. Menschen, die von einer oder mehreren dieser Diskriminierungsformen betroffen sind, erleiden in diesem betrieblichen Umfeld häufig psychische Belastungen und verlassen die Branche tendenziell wieder.
Umsetzung Gute-Praxis
Für im Baugewerbe aktive FLINTA*²-Personen wurde ein Stammtisch eingerichtet. Dieser bietet von verschiedenen Diskriminierungsformen betroffenen Beschäftigten einmal monatlich in Berlin einen geschützten Raum für Austausch und Stärkung. Der Stammtisch findet nach Feierabend als zweistündiges Format statt. Treffpunkt sind im Fall des dargestellten Beispiels die kostenfrei nutzbaren Räumlichkeiten eines Nachbar*innenschaftszentrums. Durch die Schaffung eines verletzungsarmen und sicheren Raums können sich Teilnehmer*innen über im Arbeitsalltag erlebte Diskriminierungen austauschen und vernetzen. Das Projektteam organisiert den Rahmen und begleitet den Prozess. Teilnehmende sind bei der Gestaltung aktiv gefordert: Etwa Gruppendiskussionen selbstständig anleiten, eigene Themen in die Treffen einbringen. Je länger das Format existiert, desto vielfältiger sind eingebrachte Themen und desto aktiver engagieren sich die Beschäftigten im Stammtisch. Das Projektteam ergänzt mit strukturierter Informationsvermittlung – beispielsweise zu eigenen Rechten bei erlebter Diskriminierung, zu beratenden Anlaufstellen oder Infos zu Vereinen und Initiativen, die an die Lebensrealitäten der FLINTA*-Teilnehmenden andocken.
Fazit
Der Stammtisch startete im Juni 2023. Es bildete sich eine feste Gruppe von 13 Personen, welche regelmäßig teilnehmen – teils Beschäftigte, teils Azubis aus verschiedenen Berufen des Baugewerbes. Die Teilnehmenden bringen sich engagiert ein, setzen eigene Schwerpunkte und gehen gestärkt und mit neuen Handlungsmöglichkeiten zurück in die Betriebe. Das Format ist bundesweit in der Branche bekannt. Zudem entstanden Austauschanfragen, u. a. seitens des Netzwerks „Klimaschutz im Bundestag e. V. – zur Frage von Attraktivitätssteigerung des Klimahandwerks für FLINTA*.
Fußnote 1: Vgl. Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V./Kraus, Petra: Arbeitsmarktreport 2024. Frauen am Bau. Eine statistische Analyse. 22.02.2024, S. 4. Link: https://www.bauindustrie.de/fileadmin/bauindustrie.de/Media/Veroeffentlichungen/240221_Frauen_am_Bau.pdf
Fußnote 2: FLINTA*ist ein Akronym, das für Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans* und agender Personen steht. Der angehängte Asterisk dient dabei als Platzhalter für alle Personen, die sich in keinem der Buchstaben wiederfinden, aber dennoch aufgrund ihrer sexuellen bzw. geschlechtlichen Identität von Marginalisierung betroffen sind.
Zielgruppen für den Transfer: Beschäftigte, Auszubildende, Berufsschulen | Kontakt: Mareike Vorpahl, Zur Anzeige der E-Mail-Adresse wird Javascript benötigt. Tel. 030-24 63 95 30 |
Träger: PECO-Institut e. V. | Angebot: https://tinyurl.com/flinta-baugewerbe/ |
Projekt (Sitz): Demokratie BAUen (Berlin) | Alle veröffentlichten Gute-Praxis Instrumente unter: https://betriebliche-demokratiekompetenz.de/gute-praxis |